Die Presse "Don Karlos und Posa rappen um die Wette"

13.03.2023
Don-Karlos-794-(c)-Julia-Kampichler
Don-Karlos-794-(c)-Julia-Kampichler

In Wiener Neustadt wird Friedrich Schillers großer Schrei nach Freiheit voll Elan erneuert.

So stellt man sich diesen Prinzen eigentlich nicht vor, obwohl sein Auftreten als leicht derangierter Habsburger bei "Europa in Szene", Festival des Theaters "Wortwiege", der historischen Figur vielleicht näher kommt als die von Schiller idealisierte: Don Karlos, der im noch immer jugendlich stürmenden und drängenden Klassiker nach Liebe zur Stiefmutter und zugleich mit seinem Herzensfreund, Marquis von Posa, nach Freiheit lechzt, sitzt hier in Unterwäsche rechts vorne auf der Bühne an einem multimedialen Arbeitsplatz.

Auf Screens läuft eine frühe Folge der herzigen Zeichentrickserie "Die Biene Maja". Das passt. Solche Insekten führen einen Überwachungsstaat. Den gab es auch bei Philipp II. im 16. Jahrhundert in Spanien. Julius Leon Seiler stellt dessen Hof als Bühnenbild so dar: Im Gewölbe stehen dicht an dicht Aktenregale, durch eine Spiegelwand hinten sind sie verdoppelt. Alles hier wird aufgezeichnet. Nichts entgeht der Heiligen Inquisition der Kirche. Sie weiß, wie man letztendlich erfährt, längst über jeden Brief, jede Intrige Bescheid. Überall Horchposten: Vorne links ein Beichtstuhl, darin ein Mikrofon wie in einem Tonstudio, totales Ausforschen mit Kameras und Mikros auch zwischen den Regalen.

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